Dienstag
Am Vormittag hatte ich wieder den gewohnten Stress. Einige der Kinder sind im Moment echt schwierig. Was eines der größten Probleme ist, ist dass sie sehr viel lügen. Ich kann nie wissen ob die Kinder die Wahrheit sagen. So muss ich mich immer absichern und das nervt. Ich war auch einfach unendlich müde. Ich hatte zwar genug geschlafen, aber konnte mich fast nicht rühren. Besser wurde das erst als ich am Nachmittag einen Kaffee trank. Ich glaube ich bin hier süchtig geworden. Ohne einen Kaffee bin ich meistens echt nicht zu gebrauchen. Um 5 Uhr ging ich mit der Bürofrau in die Schule, zu einem Vortrag für Eltern. Der Vortrag war sehr interessant. Es machte mich aber auch traurig, weil es mich mal wieder eine Realität zeigte: diese Kinder haben es so unglaublich schwer und bräuchten so viel mehr liebe!
Am Abend war ich wieder sehr früh müde, müsste aber noch was machen. Als ich dann schlafen gehen wollte war alle Müdigkeit wie weg und erst um 1 Uhr kehrte sie zurück. Das wäre eigentlich nicht schlimm gewesen, weil ich am nächsten Tag ausschlafen konnte. Aber am nächsten Morgen ab 7 Uhr schrieen die Kinder auf dem Hof rum. Ich wachte auf und konnte nicht mehr einschlafen. Das erstaunliche war, dass ich überhaupt nicht müde war (naja ich hab aber auch einen Kaffee getrunken 😉) Um 9 Uhr ging ich mit der Bürofrau los, um meinen Personalausweis abzuholen. Ich verstehe mich mit ihr immer besser und wir reden sehr viel mit einander. Auch in der Arbeitszeit. Angekommen musste ich nur noch unterschreiben. Ich bin jetzt Bolivianerin, also fast. Auf dem Rückweg gingen wir noch Fleisch abholen. Meine größte Angst war immer dass sie das Fleisch auf dem Markt kaufen. Dort wo es ungekühlt in der Sonne liegt, Fliegen drauf rum krabbeln und jeder es einfach anfassen kann. Aber unser Weg führte uns in eine Fleischerei. Mit fast 20 Kilo glitsch ging es dann wieder ins Heim. Ich brachte die Kinder in die Schule und verbrachte einen ruhigen Nachmittag.
Am Abend war es dann auch eher ruhiger. Ich redete mit der Psychologin über einige Kinder, die sich im Moment echt schlecht benehmen. Darauf hin redete sie mit den Kindern. Als die Psychologin eines der Kinder fragte warum es sich so schlecht benehme, sagte es "Es ist langweilig sich gut zu benehmen!" Das nenne ich mal eine ehrliche Antwort. Ich war sehr froh als alle Kinder im Bett waren und ich ins Bett gehen konnte.
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